die immer und überall präsente Tendenz und Alternative in der Gegenwartsgesellschaft…
Dienstag, 1. April 2014
Montag, 24. März 2014
Ulf Martin: Kapital als Institution pseudorationaler Kontrolle
Übersicht eines Beitrags zum Castoriadis-Workshop im März 2014 in Berlin
1 Castoriadis zu Ereignissen nach 1970
Ich beginne mit einigen Beobachtungen von Castoriadis aus «Die ‹Rationalität› des Kapitalismus» [FR1997D] (alle Hervorhebungen von mir).
(1) Zum Kapitalismus insgesamt heisst es:
[D]ie zentrale gesellschaftlich imaginäre Bedeutung des Kapitalismus [können wir] als Drang nach grenzenloser Ausweitung «rationaler Kontrolle» bestimmen.
(2) Castoriadis konstatiert eine «ideologische Regression» im Bereich der Ökonomie (und der Politik- wissenschaften):
Dinge, die man aus gutem Grund für gesicherte Erkenntnis halten konnte, wie die vernichtende Kritik der Cambridger Schule (Sraffa, Robinson, Kahn, Keynes, Kalecki, Shackle, Kaldor, Pasinetti usw.) an der akademischen Volkswirtschaftslehre zwischen 1930 und 1965, werden nicht etwa diskutiert oder widerlegt, sondern schlicht dem Schweigen oder Vergessen überantwortet, während Erfindungen von unerhörter Naivität, wie die «Angebotsökonomie» oder der «Monetarismus», das Geschehen bestimmen, und gleichzeitig die Herolde des Neoliberalismus ihre Absurditäten als Gebote des gesunden Menschenverstandes darstellen und die absolute Freiheit der Kapitalbewegungen dabei ist, ganze Produktionszweige in fast allen Ländern zu ruinieren und die Weltwirtschaft sich in ein globales Kasino verwandelt.
(3) Die Wirtschaftspolitik auf der Grundlage der Schriften von Keynes & Co. sind lebensnotwendig für den Kapitalismus, die Regression hätte verhindert werden können:
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sind mehr oder minder regelmässige Lohnerhöhungen und eine staatliche Regulierung der Gesamtnachfrage von der Unternehmerschaft und den Wirtschaftsexperten allgemein akzeptiert worden. Resultat war die längste, nahezu ununterbrochene kapitalistische Expansionsphase («die dreissig glorreichen Jahre»). Wie Kalecki bereits 1943 vorhergesehen hatte, sollte daraus ein zunehmender Druck auf Löhne und Preise erwachsen, was ab den sechziger Jahren auch offenkundig wurde. Es gibt keinen Beleg dafür, da dieser nicht durch eine gemässigte Politik hätte verringert werden können.
(4) Seit den 1970ern erleben wir «den ungehemmten Triumph des kapitalistischen Imaginären in sei- nen krassesten Formen.»
(Hier kann weitergelesen werden [PDF].)
1 Castoriadis zu Ereignissen nach 1970
Ich beginne mit einigen Beobachtungen von Castoriadis aus «Die ‹Rationalität› des Kapitalismus» [FR1997D] (alle Hervorhebungen von mir).
(1) Zum Kapitalismus insgesamt heisst es:
[D]ie zentrale gesellschaftlich imaginäre Bedeutung des Kapitalismus [können wir] als Drang nach grenzenloser Ausweitung «rationaler Kontrolle» bestimmen.
(2) Castoriadis konstatiert eine «ideologische Regression» im Bereich der Ökonomie (und der Politik- wissenschaften):
Dinge, die man aus gutem Grund für gesicherte Erkenntnis halten konnte, wie die vernichtende Kritik der Cambridger Schule (Sraffa, Robinson, Kahn, Keynes, Kalecki, Shackle, Kaldor, Pasinetti usw.) an der akademischen Volkswirtschaftslehre zwischen 1930 und 1965, werden nicht etwa diskutiert oder widerlegt, sondern schlicht dem Schweigen oder Vergessen überantwortet, während Erfindungen von unerhörter Naivität, wie die «Angebotsökonomie» oder der «Monetarismus», das Geschehen bestimmen, und gleichzeitig die Herolde des Neoliberalismus ihre Absurditäten als Gebote des gesunden Menschenverstandes darstellen und die absolute Freiheit der Kapitalbewegungen dabei ist, ganze Produktionszweige in fast allen Ländern zu ruinieren und die Weltwirtschaft sich in ein globales Kasino verwandelt.
(3) Die Wirtschaftspolitik auf der Grundlage der Schriften von Keynes & Co. sind lebensnotwendig für den Kapitalismus, die Regression hätte verhindert werden können:
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sind mehr oder minder regelmässige Lohnerhöhungen und eine staatliche Regulierung der Gesamtnachfrage von der Unternehmerschaft und den Wirtschaftsexperten allgemein akzeptiert worden. Resultat war die längste, nahezu ununterbrochene kapitalistische Expansionsphase («die dreissig glorreichen Jahre»). Wie Kalecki bereits 1943 vorhergesehen hatte, sollte daraus ein zunehmender Druck auf Löhne und Preise erwachsen, was ab den sechziger Jahren auch offenkundig wurde. Es gibt keinen Beleg dafür, da dieser nicht durch eine gemässigte Politik hätte verringert werden können.
(4) Seit den 1970ern erleben wir «den ungehemmten Triumph des kapitalistischen Imaginären in sei- nen krassesten Formen.»
(Hier kann weitergelesen werden [PDF].)
Samstag, 22. März 2014
David Ames Curtis: The Theme of "The Rising Tide of Insignificancy" in the Work of Cornelius Castoriadis
Excerpts from a contribution for the Castoriadis workshop at Berlin in March 2014
The theme of a “rising tide of insignificancy” might at first appear merely part of the dyspeptic ramblings of a disappointed and bitter old man nearing the end of his life. Nothing, however, could be further from the truth. A brief anecdote illustrates this point. At a gathering a few years after Castoriadis’s death, a former Socialisme ou Barbarie member complained to me that this seemingly pessimistic “insignificancy” theme took Castoriadis far afield from his earlier political concerns. Yet, this comrade was asked in turn: What does the “socialism or barbarism” alternative indicate but that, throughout his life, such barbarism was for Castoriadis an ever-present tendency of modern-day society, to be ignored at our peril? The comrade had no reply.
(Here you can continue [PDF].)
The theme of a “rising tide of insignificancy” might at first appear merely part of the dyspeptic ramblings of a disappointed and bitter old man nearing the end of his life. Nothing, however, could be further from the truth. A brief anecdote illustrates this point. At a gathering a few years after Castoriadis’s death, a former Socialisme ou Barbarie member complained to me that this seemingly pessimistic “insignificancy” theme took Castoriadis far afield from his earlier political concerns. Yet, this comrade was asked in turn: What does the “socialism or barbarism” alternative indicate but that, throughout his life, such barbarism was for Castoriadis an ever-present tendency of modern-day society, to be ignored at our peril? The comrade had no reply.
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Dienstag, 18. März 2014
Hans Joachim Sperling: Das Einschluss-/Ausschluss-Paradox revisited and/or reloaded
Argumentationsskizze zu einem Beitrag für den Castoriadis-Workshop im März 2014 in Berlin
Ausgangspunkt des Beitrags ist das in den Arbeiten von Castoriadis stets prominent und präsent gebliebene theoretisch und praktisch relevante Konzept des Einschluss-Ausschluss-Paradoxons. Es akzentuiert den Kapitalismus als Herrschafts- und Kontrollordnung, die gleichzeitig Ansätze einer auf Autonomie gerichteten Selbstorganisation in sich birgt. Resümierend basiert es auf der Überzeugung Castoriadis, „dass in der bürokratisch-kapitalistischen Gesellschaftsformation die strukturelle Trennung von Leitungs- und Ausführungsfunktionen letztlich alle Tätigkeiten in der Produktion und Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens prägt – und dass diese Trennung den Kern der sozialen Problematik dieser Formation bildet. Hier lagen für ihn der zentrale Widerspruch und die Dynamik dieses Systems begründet: ein Widerspruch, der die Keime des Autonomieentwurfs enthält, und eine Dynamik von Konflikten, in denen diese Keime zur Entfaltung gebracht werden können. Denn jene Trennung bewirkt eine Paradoxie: Sie hat zur Folge, dass die Arbeitenden den Kapitalismus am Leben erhalten, indem sie gegen dessen Normen verstoßen. Der Kapitalismus kann nur funktionieren, solange die Ausgebeuteten gegen die ihnen aufgezwungenen Abläufe kämpfen. Genau darin ist laut Castoriadis der Grund für die Dauerkrise des Kapitalismus zu suchen, und genau darin liegt für ihn auch der Grund dafür, weshalb der Kapitalismus eine revolutionäre Perspektive in Richtung Autonomie eröffnet“ (Harald Wolf).
(Hier kann weitergelesen werden [PDF].)
Ausgangspunkt des Beitrags ist das in den Arbeiten von Castoriadis stets prominent und präsent gebliebene theoretisch und praktisch relevante Konzept des Einschluss-Ausschluss-Paradoxons. Es akzentuiert den Kapitalismus als Herrschafts- und Kontrollordnung, die gleichzeitig Ansätze einer auf Autonomie gerichteten Selbstorganisation in sich birgt. Resümierend basiert es auf der Überzeugung Castoriadis, „dass in der bürokratisch-kapitalistischen Gesellschaftsformation die strukturelle Trennung von Leitungs- und Ausführungsfunktionen letztlich alle Tätigkeiten in der Produktion und Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens prägt – und dass diese Trennung den Kern der sozialen Problematik dieser Formation bildet. Hier lagen für ihn der zentrale Widerspruch und die Dynamik dieses Systems begründet: ein Widerspruch, der die Keime des Autonomieentwurfs enthält, und eine Dynamik von Konflikten, in denen diese Keime zur Entfaltung gebracht werden können. Denn jene Trennung bewirkt eine Paradoxie: Sie hat zur Folge, dass die Arbeitenden den Kapitalismus am Leben erhalten, indem sie gegen dessen Normen verstoßen. Der Kapitalismus kann nur funktionieren, solange die Ausgebeuteten gegen die ihnen aufgezwungenen Abläufe kämpfen. Genau darin ist laut Castoriadis der Grund für die Dauerkrise des Kapitalismus zu suchen, und genau darin liegt für ihn auch der Grund dafür, weshalb der Kapitalismus eine revolutionäre Perspektive in Richtung Autonomie eröffnet“ (Harald Wolf).
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Freitag, 14. März 2014
Stephen Hastings-King: The Project of Autonomy in a Time of Fading Empire
Abstract of a contribution to the Castoriadis workshop in March 2014 at Berlin
This paper has two main sections with a transitional space that links them. The first presents my forthcoming book, Looking for the Proletariat: Socialisme ou Barbarie and The Problem of Worker Writing. The transitional space involves labyrinths. The second main section outlines the prospects for the project of autonomy in the present, a time of fading empires. It is a kind of exhortation.
The project of autonomy is the over-arching theme. Socialisme ou Barbarie articulated a version from within a Marxist context: a contemporary project of autonomy that might look to SouB confronts the problem of the closure of the Marxist Imaginary. One of the motifs is an exploration of what this closure entails.
The following is a condensed version of the presentation. It is comprised of elements pulled from the paper that touch on most, but not all, of the main themes. While they are in order, there is often material in the paper that will appear between the elements. The transitional section, on crossroads in labyrinths, is not included.
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This paper has two main sections with a transitional space that links them. The first presents my forthcoming book, Looking for the Proletariat: Socialisme ou Barbarie and The Problem of Worker Writing. The transitional space involves labyrinths. The second main section outlines the prospects for the project of autonomy in the present, a time of fading empires. It is a kind of exhortation.
The project of autonomy is the over-arching theme. Socialisme ou Barbarie articulated a version from within a Marxist context: a contemporary project of autonomy that might look to SouB confronts the problem of the closure of the Marxist Imaginary. One of the motifs is an exploration of what this closure entails.
The following is a condensed version of the presentation. It is comprised of elements pulled from the paper that touch on most, but not all, of the main themes. While they are in order, there is often material in the paper that will appear between the elements. The transitional section, on crossroads in labyrinths, is not included.
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Harald Wolf: Kapitalismus als imaginäre Institution
Kurzfassung eines Beitrags für den Castoriadis-Workshop im März 2014 in Berlin
Die politische Urerfahrung von Cornelius Castoriadis ist die Erfahrung eines Pseudo-Antikapitalismus (in Gestalt der kommunistischen Parteien und realsozialistischen Staaten), der sich als Radikalisierung und Totalisierung von Kernmerkmalen des modernen Kapitalismus entpuppt hatte: der bürokratischen Organisation und des gesellschaftlichen Prozesses der Bürokratisierung. Diesem Phänomen der Bürokratisierung ist mit den von Marx und den Marxisten überlieferten theoretischen Werkzeugen nicht wirklich beizukommen, und das bedeutet: Der Dreh- und Angelpunkt des modernen Kapitalismus liegt jenseits der Grenzen (oder im „blinden Fleck“) der traditionellen marxistischen Theorie. Bei dem Versuch, ein theoretisches Sensorium für dieses Kernphänomen der modernen Gesellschaft zu entwickeln, stößt Castoriadis auf weitere, noch grundsätzlichere Grenzen des traditionellen Marxismus, ja der traditionellen Theoriebildung überhaupt. Sein Versuch, diese Grenzen zu überwinden, mündet in die Konzepte des Imaginären und der imaginären Institution.
Aus dieser theoretischen Verarbeitung der Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts durch Castoriadis ergeben sich Konsequenzen für unser Kapitalismusverständnis, die das Was und das Wie der Kapitalismustheorie betreffen. Diese Konsequenzen möchte ich in meinem Beitrag skizzieren, um daran dann einige Überlegungen über die heutige Situation anzuknüpfen und zu fragen: Was ist noch aktuell an der Castoriadis’schen Neuausrichtung der Kapitalismustheorie für das Verständnis des Gegenwartskapitalismus?
(Hier kann weitergelesen werden [PDF].)
Die politische Urerfahrung von Cornelius Castoriadis ist die Erfahrung eines Pseudo-Antikapitalismus (in Gestalt der kommunistischen Parteien und realsozialistischen Staaten), der sich als Radikalisierung und Totalisierung von Kernmerkmalen des modernen Kapitalismus entpuppt hatte: der bürokratischen Organisation und des gesellschaftlichen Prozesses der Bürokratisierung. Diesem Phänomen der Bürokratisierung ist mit den von Marx und den Marxisten überlieferten theoretischen Werkzeugen nicht wirklich beizukommen, und das bedeutet: Der Dreh- und Angelpunkt des modernen Kapitalismus liegt jenseits der Grenzen (oder im „blinden Fleck“) der traditionellen marxistischen Theorie. Bei dem Versuch, ein theoretisches Sensorium für dieses Kernphänomen der modernen Gesellschaft zu entwickeln, stößt Castoriadis auf weitere, noch grundsätzlichere Grenzen des traditionellen Marxismus, ja der traditionellen Theoriebildung überhaupt. Sein Versuch, diese Grenzen zu überwinden, mündet in die Konzepte des Imaginären und der imaginären Institution.
Aus dieser theoretischen Verarbeitung der Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts durch Castoriadis ergeben sich Konsequenzen für unser Kapitalismusverständnis, die das Was und das Wie der Kapitalismustheorie betreffen. Diese Konsequenzen möchte ich in meinem Beitrag skizzieren, um daran dann einige Überlegungen über die heutige Situation anzuknüpfen und zu fragen: Was ist noch aktuell an der Castoriadis’schen Neuausrichtung der Kapitalismustheorie für das Verständnis des Gegenwartskapitalismus?
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Robert Nevern: Wo ist die Autonomiebewegung heute? Was fehlt?
Thesen für die Abschlussdiskussion des Castoriadis-Workshops im März 2014 in Berlin
Wo stehen wir heute bezüglich des Ziels einer autonomen Gesellschaft, des Ziels der Befreiung jedes Einzelnen von Entfremdung und bürokratischer Verplanung seines Lebens, der Beendigung der Verwaltung von ganzen Menschenmassen zugunsten kapitalistischer und anderer unterdrückerischer Zwecke?
Ich will mich an dieser Stelle nicht mit reformistischen „Verbesserungs“- Vorstellungen beschäftigen, da ich nicht an ihre Richtigkeit glaube, mir auch keinen systemimmanenten Weg zu „autonomen Gesellschaft“ vorstellen kann. Ich meine, diese Versuche, ob sozialdemokratisch, ob „grün“, ob kleinbürgerlich-radikal, haben sich alle selbst blamiert. Und die beharrenden, organisierenden Mächte der herrschenden Heteronomie haben ihre Bereitschaft, zum Zwecke des Selbsterhalts zu den äußersten Mitteln zu greifen, oft genug demonstriert. Das Ziel einer autonomen Gesellschaft – oder des freien Kommunismus oder der Anarchie – bleibt ein revolutionäres.
In diesem Sinn stelle ich die Frage danach, welche Voraussetzungen die autonome Gesellschaft auf der politischen Ebene hätte – und wo heute die größten Hindernisse liegen.
(Hier kann weitergelesen werden [PDF].)
Wo stehen wir heute bezüglich des Ziels einer autonomen Gesellschaft, des Ziels der Befreiung jedes Einzelnen von Entfremdung und bürokratischer Verplanung seines Lebens, der Beendigung der Verwaltung von ganzen Menschenmassen zugunsten kapitalistischer und anderer unterdrückerischer Zwecke?
Ich will mich an dieser Stelle nicht mit reformistischen „Verbesserungs“- Vorstellungen beschäftigen, da ich nicht an ihre Richtigkeit glaube, mir auch keinen systemimmanenten Weg zu „autonomen Gesellschaft“ vorstellen kann. Ich meine, diese Versuche, ob sozialdemokratisch, ob „grün“, ob kleinbürgerlich-radikal, haben sich alle selbst blamiert. Und die beharrenden, organisierenden Mächte der herrschenden Heteronomie haben ihre Bereitschaft, zum Zwecke des Selbsterhalts zu den äußersten Mitteln zu greifen, oft genug demonstriert. Das Ziel einer autonomen Gesellschaft – oder des freien Kommunismus oder der Anarchie – bleibt ein revolutionäres.
In diesem Sinn stelle ich die Frage danach, welche Voraussetzungen die autonome Gesellschaft auf der politischen Ebene hätte – und wo heute die größten Hindernisse liegen.
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Dienstag, 14. Januar 2014
Vor 50 Jahren: "Der eindimensionale Mensch" und...
Vor 50 Jahren, 1964, erschien Herbert Marcuses One Dimensional Man. Marcuses "Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft" wurden in der sich radikalisierenden Studentenbewegung - so will es zumindest die Folklore - intensiv studiert und diskutiert. Das Buch hat viele Neuauflagen erlebt, in Deutschland, wo die Kritische Theorie für die Studenten- und Jugendbewegung besonders wichtig war, aber auch in Frankreich. Dort scheint ihm seinerzeit allerdings - zumindest von den Aktivisten des Mai 68 - doch weniger Aufmerksamkeit zuteil geworden zu sein. "Wie Daniel Cohn-Bendit mir (…) damals erzählte", so Detlev Claussen anlässlich des Publikationsjubiläums des Eindimensionalen Menschen jüngst in der taz: "Kein Mensch hatte bei uns das Ding gelesen."
Das heißt ganz sicher nicht, dass die Franzosen, zumal die sich politisch radikalisierenden, damals nicht gelesen hätten. Aber sie haben einen etwas anderen Lesestoff bevorzugt - auch Daniel Cohn-Bendit, der seinerzeit - tempora mutantur! - in Frankreich bekanntlich eine Galionsfigur der studentischen Revolte und Mitglied der wichtigen "Bewegung des 22. März" war: Sein Bruder Gabriel und er haben inmitten der 68er "Ereignisse" schon stolz darauf hingewiesen, dass ihre politischen Vorstellungen sich maßgeblich auf die Thesen gründen würden, die sie bei Cornelius Castoriadis, Daniel Mothé und Claude Lefort in der Zeitschrift Socialisme ou Barbarie gefunden hätten. "Wir sind nur Plagiatoren der revolutionären Theorie und Praxis der letzten fünfzig Jahre, die in der einen oder anderen Weise durch diese Zeitschriften [sie nennen neben S. ou B. u. a. noch 'Internationale situationniste', 'Informations et correspondences ouvrières' und 'Noir et Rouge'] vermittelt wurden." (Daniel und Gabriel Cohn-Bendit, Linksradikalismus. Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus, Reinbek bei Hamburg 1968, S. 19) Wer mag, findet hier noch etwas mehr Material über solche und andere Rezeptionszusammenhänge.
Das heißt ganz sicher nicht, dass die Franzosen, zumal die sich politisch radikalisierenden, damals nicht gelesen hätten. Aber sie haben einen etwas anderen Lesestoff bevorzugt - auch Daniel Cohn-Bendit, der seinerzeit - tempora mutantur! - in Frankreich bekanntlich eine Galionsfigur der studentischen Revolte und Mitglied der wichtigen "Bewegung des 22. März" war: Sein Bruder Gabriel und er haben inmitten der 68er "Ereignisse" schon stolz darauf hingewiesen, dass ihre politischen Vorstellungen sich maßgeblich auf die Thesen gründen würden, die sie bei Cornelius Castoriadis, Daniel Mothé und Claude Lefort in der Zeitschrift Socialisme ou Barbarie gefunden hätten. "Wir sind nur Plagiatoren der revolutionären Theorie und Praxis der letzten fünfzig Jahre, die in der einen oder anderen Weise durch diese Zeitschriften [sie nennen neben S. ou B. u. a. noch 'Internationale situationniste', 'Informations et correspondences ouvrières' und 'Noir et Rouge'] vermittelt wurden." (Daniel und Gabriel Cohn-Bendit, Linksradikalismus. Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus, Reinbek bei Hamburg 1968, S. 19) Wer mag, findet hier noch etwas mehr Material über solche und andere Rezeptionszusammenhänge.
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