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Freitag, 30. August 2024

Harald Wolf, Parrhesia und logon didonai*

Freimütig soll man über alles reden, zumal über das, was uns alle gemeinsam angeht, und auch und gerade, wenn’s dabei riskant wird; und begründen und rechtfertigen soll man sein Reden und Handeln, zumal, wenn’s von anderen (oder auch von sich selbst) in Frage gestellt wird: Kerne des (griechischen) demokratischen Ethos, die Alice Pechriggl in ihrem Buch Castoriadis: Denker der Revolution - Revolution des Denkens (transcript, Bielefeld 2022), auch weil es Maximen Castoriadis‘ waren, zu Recht immer wieder anspricht.

In der letzten Kolumne „Was wirklich wichtig sein könnte“ der "Hefte für Autonomie" haben wir eine längere parrhesiastische Auseinandersetzung unter anderem mit diesem Buch von Alice Pechriggl und ihrem Versuch, Castoriadis als Revolutionsdenker und Denkrevolutionär zu „vergegenwärtigen“, veröffentlicht (Im Labyrinth, Nr. 7, S. 83-97). Eine Diskussion, die an dieser Stelle zu dokumentieren wäre, ergab sich aber aus dieser Polemik, man darf sagen: erwartungsgemäß, nicht; übermittelt wurden uns bloß ein paar zustimmende Kürzeststatements. Auch Alice Pechriggl meldete sich gleich nach Erscheinen des Heftes per E-Mail, mit einigen Anmerkungen. Unser Angebot, diese E-Mail abzudrucken, lehnte sie aber ab, woraufhin wir ihr die Veröffentlichung einer längeren Replik vorschlugen. Sie stimmte dem zu und kündigte an, diese Replik, wenn ihr das möglich sei, rechtzeitig abzuliefern. Das war leider nicht der Fall.

* Zuerst erschienen im August 2024 in der Kolumne »Arbeit der Vorbereitung« von Im Labyrinth - Hefte für Autonomie, Nr. 8, S. 119 f. 

 

Montag, 14. August 2023

Harald Wolf, Die Übersetzungskünstler*

Was war die Aufgabe? Bereits mehrmals hatte ich Im Labyrinth angekündigt, über »neuere Literatur mit und über Castoriadis« zu informieren und meine Lektüreerfahrungen mitzuteilen. Dafür habe ich mich verpflichtet, einige Bücher zu lesen und zu kommentieren. Nach vielen vergeblichen Anläufen, sie von A bis Z akribisch durchzugehen, habe ich schließlich aufgegeben.

Warum die Aufgabe? Weil die Bücher meiner Ansicht nach in mehrerlei Hinsicht Ausdruck und Symptom der wirklich abgrundtiefen Misere sind, in die der Wissenschaftsbetrieb und die Universitäten in den letzten Jahrzehnten geraten sind – und in die sie im Zuge ihrer weiteren »Ökonomisierung« und Verwandlung in »digital sciences and humanities« nur immer tiefer versinken können. Und das heißt vor allem: dass die Lektüren fast durchweg ein Martyrium darstellten, das »am Stück« nicht lange auszuhalten war – zumindest für den undisziplinierten Außenseiter. Die besagte Misere gebiert – in Anlehnung an das Wort von den »Ablenkungskünstlern« formuliert – Übersetzungskünstler ganz eigener Art. Um deren in Ausübung ihrer Künste kreierten Verballhornungen des Werks von Castoriadis soll es im Folgenden gehen.

[Hier kann der ganze Text gelesen werden [PDF].]

* Zuerst erschienen im August 2023 in der Kolumne »Was wirklich wichtig sein könnte« von Im Labyrinth - Hefte für Autonomie, Nr. 7, S. 83-97.