Freimütig soll man über alles reden, zumal über das, was uns alle gemeinsam angeht, und auch und gerade, wenn’s dabei riskant wird; und begründen und rechtfertigen soll man sein Reden und Handeln, zumal, wenn’s von anderen (oder auch von sich selbst) in Frage gestellt wird: Kerne des (griechischen) demokratischen Ethos, die Alice Pechriggl in ihrem Buch Castoriadis: Denker der Revolution - Revolution des Denkens (transcript, Bielefeld 2022), auch weil es Maximen Castoriadis‘ waren, zu Recht immer wieder anspricht.
In der letzten Kolumne „Was wirklich wichtig sein könnte“ der "Hefte für Autonomie" haben wir eine längere parrhesiastische Auseinandersetzung unter anderem mit diesem Buch von Alice Pechriggl und ihrem Versuch, Castoriadis als Revolutionsdenker und Denkrevolutionär zu „vergegenwärtigen“, veröffentlicht (Im Labyrinth, Nr. 7, S. 83-97). Eine Diskussion, die an dieser Stelle zu dokumentieren wäre, ergab sich aber aus dieser Polemik, man darf sagen: erwartungsgemäß, nicht; übermittelt wurden uns bloß ein paar zustimmende Kürzeststatements. Auch Alice Pechriggl meldete sich gleich nach Erscheinen des Heftes per E-Mail, mit einigen Anmerkungen. Unser Angebot, diese E-Mail abzudrucken, lehnte sie aber ab, woraufhin wir ihr die Veröffentlichung einer längeren Replik vorschlugen. Sie stimmte dem zu und kündigte an, diese Replik, wenn ihr das möglich sei, rechtzeitig abzuliefern. Das war leider nicht der Fall.
* Zuerst erschienen im August 2024 in der Kolumne »Arbeit der Vorbereitung« von Im Labyrinth - Hefte für Autonomie, Nr. 8, S. 119 f.