Montag, 15. Dezember 2008

Wozu dieses Buch?

Wie angekündigt, werde ich in der Folge einige Anmerkungen zu dem Buch Imaginäre Bedeutungen und historische Schranken der Erkenntnis. Eine Kritik an Cornelius Castoriadis von Michael Sommer und Dieter Wolf machen. Das Buch hat 260 Seiten und besteht aus drei umfangreichen Teilen. Es geht mir hier nicht darum (und es wäre im Rahmen eines „Blog“ wohl auch wenig sinnvoll), allem was da ausgebreitet wird – wovon Vieles übrigens auch recht wenig mit Castoriadis zu tun hat - , gerecht werden zu wollen und zu können. Notieren möchte ich nur einige Auffälligkeiten, die zum Gutteil für sich selbst sprechen dürften und die womöglich von etwas allgemeinerer Bedeutung sind, sowie einige daran anknüpfende Überlegungen – in der Hoffnung, dass diese Notizen zum Einstieg in eine Diskussion anregen.

Wozu also zunächst dieses Buch? Wie gesagt: 260 als „Kritik an Cornelius Castoriadis“ annoncierte Seiten. Angesichts dieses Aufwands notierenswert sind gleich zu Beginn gefällte vielsagende Urteile wie diese: „Theoretiker, die von einer (…) kritischen Auseinandersetzung mit Marx’ Theorie wesentliche Einsichten in die kapitalistische Gesellschaft erwarten, halten Castoriadis’ ‚schonungslose Kritik’ an Marx’ Theorie für so primitiv und falsch, dass ihnen eine weitere und eingehendere Beschäftigung mit Castoriadis’ politischer Theorie unergiebig und wenig sinnvoll erscheint. Andere Theoretiker, die der gleichen Meinung sind, was die Untauglichkeit der Kritik an Marx anbelangt, und dennoch bereit sind, sich mit der politischen Philosophie von Castoriadis auseinanderzusetzen, könnten schnell zu der Einsicht gelangen, dass diese überflüssig ist.“ (S. 11) Man fragt sich natürlich - einmal abgesehen davon, dass weder diese noch jene „Theoretiker“ namentlich genannt werden - , warum man sich dann eigentlich durch viele Seiten „Auseinandersetzung“ mit einer derart primitiven, falschen und überflüssigen Theorie quälen soll.

Beantwortet wird diese Frage im „Editorial“ des Buches, wo die Autoren als Motiv nicht nur eine „spürbare ‚Renaissance’ des Werkes von Cornelius Castoriadis“ (S. 6) anführen, sondern ihn auch einer „Tendenz“ zuordnen, die sich heute „in der Auseinandersetzung mit dem Kapital von Karl Marx“ bemerkbar mache (S. 5). Diese Tendenz repräsentiere eine „Kritik an ‚strukturfetischistischen’, für menschliches Handeln keinen Platz lassenden Interpretationen des Kapitals“ (S. 6) und klage Konzepte wie „Praxis“, „Kampf“ und „Widerspruch“ ein; als weiterer Vertreter einer solchen Tendenz wird John Holloway (z.B.: Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen, Münster 2002) ausgemacht (S. 5). Die ganze vermeintlich "anti-strukturfetischistische" Tendenz soll also getroffen werden. Aber außerdem geht es auch noch um einen „Beitrag zur Interpretation der Kritik der politischen Ökonomie“ sowie schließlich darum, „mit Hilfe des Marxschen Kapitals die Bedingungen einer emanzipatorischen Praxis aufzuzeigen“ (S. 6). Eine Kritik an Castoriadis? Castoriadis doch wohl eher als "Aufhänger" für Anderes. Hätte nicht, fragt man sich schon nach wenigen Seiten und weiter das ganze Buch hindurch, der korrektere Untertitel lauten müssen: "Eine Apologie des Kapitals“?

Der Ton, der hier die Musik macht, ist unmissverständlich: Castoriadis hat sich mit seiner „total falsch begründet(en)“ (S. 20) Theorie in „ebenso oberflächlicher wie tendenziöser Interpretation“ (S. 16) sowie mittels „vor Vagheit strotzende(r) Andeutungen“ (S. 21), nicht zuletzt „in denunzierender Absicht“ (S. 26), „ebenso absurd wie primitiv“ (S. 32 et pass.) vielfältigste „Verballhornungen“ und eine "platte und platt machende Kritik“ (S. 31) „zurechtphantasiert“ (S. 17). (Auf S. 32 habe ich die Markierung derartiger Qualifizierungen aufgegeben. Liege ich falsch, wenn ich da einen gewissen Einfluss der stilistischen Subtilitäten des Genossen Lenin herauszuhören meine?) Aber jenem Abgrund von Primitivität, Dummheit, Sinnlosigkeit und Hinterlist stehen sie eben zum Glück, klipp und klar und felsenfest, gegenüber: Die wahre Wissenschaft, d.i. der Eine Marx, - der „die ökonomisch-gesellschaftliche Wirklichkeit in einer für die Philosophen und Ökonomen unerreichbaren Breite und Tiefe erfasst“ hat (S. 23) und dessen Kapital „zum Verständnis der kapitalistischen Produktionsweise (…) nach wie vor den besten Beitrag“ liefert (S. 17, Anm. 31: eine zustimmend zitierte Formulierung von Michael Heinrich).

Damit sind die Rollen (bzw. Charaktermasken) verteilt. Weitere Worte über die entsprechenden Inhalte folgen in Kürze.

4 Kommentare:

rwk hat gesagt…

Hallo Harald,

herzlichen Dank für den ersten Teil Deiner Besprechung und Kritik dieses Buches. Es ist mir auch bereits im Internet aufgefallen, ich war am Überlegen, ob sich ein Kauf lohnte... Sehr sicher wohl nicht, nach Deinem Posting, außer zum Zweck der Analyse Marx-hagiografischen Räsonnierens ;-). Darum kommt man ja eh nicht herum, ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Du Deine Kritik dieses Buches fortsetzen würdest. Wäre schön, wenn sich hier eine Diskussion daraus entwickelte.

Ansonsten ein schönes Jahr 2009 für Dich und Deine Lieben und Danke auch für die Veranstaltung 2008 :-)

Herzliche Grüße
Robert

Ansgar hat gesagt…

Hallo.
Roberts Anliegen, hier eine Diskussion über das Buch anzuregen, ist – leider – das einzige, das ich hier unterstützen kann. Harald schreibt zwar auch, er wolle in die Diskussion des Buches einsteigen, was er dann allerdings macht, soll offensichtlich genau das bewirken, womit Robert reagiert: „Sehr sicher lohnt sich der Kauf des Buches nicht.“
Harald wirft den beiden Autoren vor, sie nutzten Castoriadis nur als Aufhänger für ihre unnötige Apologie des Kapitals von Marx. Die Kritik an Castoriadis würde sich darauf beschränken, ihn als Primitivling zu behandeln, den Beweis aber bleibe das Buch schuldig. Leider macht Harald hier nichts anderes: Er wirft den Autoren vor, gar nicht auf Castoriadis einzugehen und ihn zu missbrauchen, um ihren Marxismus als „einzig wahre Wissenschaft“ zu präsentieren. Beweise bleibt Harald schuldig. Dagegen möchte ich hier einige Aspekte des Buches wiedergeben, damit die Diskussion statt nur Denunziationen auch Inhaltliches bringt.

Wie sich Sommer und Wolf mit Castoriadis’ imaginären Bedeutungen auseinandersetzen, finde ich nicht denunzierend, sondern das geschieht auf eine sehr fundierte und ausführliche Weise: Grundsätzlich stellen Sommer/Wolf fest, dass Castoriadis in seiner Interpretation des Kapitals das Ökonomische vom Gesellschaftlichen trennt. (Was nicht behauptet, sondern mit etlichen Zitaten belegt wird.) Entsprechend halten die Autoren dann fest, dass Marx die ökonomischen Verhältnisse, die er laut Castoriadis wesentlich in der „mengenlogisch identitätslogischen Dimension“ erfassen würde, in krassem Gegensatz dazu als „gesellschaftlich-geschichtliche“ versteht und erklärt. Erst als solche sind sie der Ausgangspunkt dafür, auch die einzelnen Sektoren der ganzen Gesellschaft in ihrem Zusammenhang zu bestimmen. Mit seiner Reduktion der ökonomisch-gesellschaftlichen Welt auf eine technizistisch ökonometrische Welt vermag dies Castoriadis nicht zu sehen, so dass er mit unverhohlenem Spott von einer Anmaßung spricht. Innerhalb dessen, was nach Castoriadis bei Marx das „Ökonomische“ ist, gibt es für Castoriadis nämlich nichts Geschichtliches, oder wie er sagt: „kein Mittel, die Selbstentfaltung einer Entität als Setzung neuer Relata sowie neuer Relationen zwischen diesen zu denken, das heißt als Errichtung einer neuen Organisation, einer neuen Form, eines anderen eidos“ (Gestalt, Form, Aussehen lt. Wikipedia). Für Castoriadis hat deshalb das Geschichtliche einen anderen, d.h. obskuren Ursprung. Die Zitate, mit denen Castoriadis diesen Ursprung beschreibt, sprechen meiner Ansicht nach für sich und können nicht unhinterfragt hingenommen werden: „Von Anfang an zeigt sich in der Geschichte ein Sinn, der kein Sinn des Realen (als dem Referenten des Wahrgenommenen) ist, der aber auch weder rational noch positiv irrational ist; ein Sinn, der weder wahr noch falsch ist, aber dennoch zur Ordnung der Bedeutung zählt. Dieser Sinn ist eine imaginäre Schöpfung, die der Geschichte eigen ist; er ist das, worin und wodurch sich Geschichte zu allererst konstituiert.“ Oder: „Wenn das Auftauchen des Gesellschaftlich-Geschichtlichen in der vorgesellschaftlichen Natur einen radikalen Bruch, eine Veränderung darstellt, dann ja eben wegen der Setzung der Bedeutung und einer Bedeutungswelt. Die Gesellschaft lässt eine Welt von Bedeutungen sein und ist selbst erst in der Bezugnahme auf eine solche We1t.“ Sommer und Wolf fassen zusammen: „Seinem originären Ursprung nach ist das Gesellschaftlich-Geschichtliche nicht aus der Natur und auch nicht aus dem Verhalten der Menschen zueinander und zur Natur hervorgegangen. Es entsteht, indem ein aus dem Magma imaginärer Bedeutungen bestehender Strom sich aus einem urprungsmythologisch virtualisierten Vulkan in die Welt der handelnden und denkenden Menschen ergießt“. Bei ihnen heißt es dann etwas trockener: „Was für Marx das Gesellschaftlich-Geschichtliche ist, entwickelt er aus dem, woraus es wirklich stammt und in dem es gegenwärtig ist, nämlich aus dem Verhalten der Menschen zueinander und zur Natur. Daher muss er nicht – wie Castoriadis – auf mystisch-irrationale Quellen bzw. auf eine obskure „ontologische Genese“ zurückgreifen.“ Diese Entwicklung bei Marx zeichnen die beiden Autoren dann minutiös nach. Ich kann nicht erkennen, dass es hier um einen Missbrauch von Castoriadis geht. Sommer/Wolf kritisieren Castoriadis nicht nur wegen seiner ursprungsmythologischen Erklärung gesellschaftlicher Bedeutungen, sondern setzen dagegen, auf welche rationale Weise Marx erklärt, wie die Menschen mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auch die sie auszeichnenden gesellschaftlichen Bedeutungen schaffen.

Daraus ergibt sich ein zweites wichtiges Thema: Die Art, in der Castoriadis Marx offenbar als „groben, Natur und Gesellschaft vermischenden Materialisten oder eine Art Sozialdarwinisten“ hinzustellen versucht. Wenn es in dem für Marx gesellschaftlichen Bereich der Ökonomie für Castoriadis „Gesellschaftlich-Geschichtliches“ nicht geben kann, Marx aber diese natürliche, von Mengen- und Identitätslogik bestimmte Schicht für Geschichtlich erklärt, dann ist für Castoriadis klar: Marx verwandelt Gesellschaft in Natur. Wie das bei Castoriadis funktioniert zeigen Sommer/Wolf sehr ausführlich anhand der Diskussion um die Kapital-Rezension von Kaufmann aus dem Vorwort zum Kapital: Castoriadis führe die von Marx im Nachwort des Kapitals „zitierten und von ihm gebilligten Ausführungen Kaufmans zum Kapital an, um seine Behauptung zu stützen, Marx würde Natur und Gesellschaft zulasten der letzteren miteinander vermischen.“ Sommer/Wolf scheuen sich aber nicht, jeden fraglichen Satz bei Marx genau zu untersuchen und so Castoriadis’ Argumente zu prüfen. Aus Kaufmans Rezension stammt der Satz: „Marx betrachtet die gesellschaftliche Bewegung als einen naturgeschichtlichen Prozess, den Gesetze lenken, die nicht nur von dem Willen, dem Bewusstsein und den Absichten der Menschen unabhängig sind, sondern vielmehr umgekehrt deren Wollen, Bewusstsein und Absichten bestimmen.“ Dass aber der erste Eindruck täuscht, dass vielmehr die „kapitalistischen ökonomisch-gesellschaftlichen Verhältnisse auf eine historisch spezifische Weise einen an die Naturgeschichte gemahnenden gesetzlichen Charakter besitzen, obwohl die Menschen selbst es sind, die jene Verhältnisse unter ganz bestimmten historisch spezifischen Bedingungen schaffen und gestalten“, dass es sich also um eine Analogie handelt, zeigen Sommer/Wolf ebenso deutlich wie ausführlich. Wenn Harald schreibt, Sommer und Wolf wollten Castoriadis die „wahre Wissenschaft“ gegenüberstellen, dann muss er sich auch der Frage stellen, ob das nicht angesichts der merkwürdigen Vorstellungen von Castoriadis und seiner unzulänglichen Kritik an Marx vielleicht gerechtfertigt ist. Außerdem muss er zeigen, was es mit der angeblich „wahren Wissenschaft“ auf sich hat: Ich finde nicht, dass Sommer/Wolf dogmatisch argumentieren, wenn sie sich darum bemühen, Marx’ Kapital als ein wissenschaftliches Werk über die ökonomisch gesellschaftliche Struktur der kapitalistischen Gesellschaft zu verstehen.

Auch die Kritik, die Sommer/Wolf an Castoriadis’ Aristoteles-Interpretation vorbringen (genauso wie die Kritik, die sie an Castoriadis’ nachweislich flacher und verfehlter Interpretation des ersten Kapitels des Kapitals üben), scheint mir alles andere als platt oder unangemessen. Sie schreiben, dass Castoriadis Aristoteles’ Auffassungen von der arithmetischen Gleichheit falsch interpretiert um so „dessen Auffassung von der „geometrischen Gleichheit“ gegen Marx ins Feld zu führen. Castoriadis gibt damit vor, den Austausch angemessen in seiner Gesellschaftlichkeit erfasst zu haben, während er Marx unterstellt, er würde mit dem Wert der Waren jegliche gesellschaftliche Dimension aussparen, d.h. Marx würde den Wert der Waren in grob materialistischer, technizistischer Weise auf eine ominöse, direkt mathematisch berechenbare Größe reduzieren. (Hier taucht das Schema meines ersten Punktes wieder auf.) Sommer/Wolf nehmen sehr genau auseinander, wie Castoriadis mit Aristoteles umgeht, um ihn gegen Marx zu wenden und zu welchem Ergebnis er kommt: „Diese verkürzt begriffene „arithmetisch numerisch berechenbare Gleichheit“ wird in Castoriadis’ Kritik an Marx’ Kapital zum Synonym für den Bereich des „Natürlichen“, dem Marx zu Lasten des „Gesellschaftlich-Geschichtlichen“ verhaftet bleibe. Die „geometrische Proportionalität“, mit der die Gerechtigkeit nach Castoriadis zu Lasten der mit der „arithmetischen Gleichheit“ verbundenen Gerechtigkeit zu ihrem Recht kommt, ist ein Synonym für das „Gesellschaftlich-Geschichtliche“, um das es Aristoteles geht und von dem Marx’, wenn es nach Castoriadis geht, so wenig versteht, dass er es mit seinen positivistisch identitätslogischen Analysen „erstickt“.“ Weiter heißt es in dem Buch: „Während Castoriadis arithmetische und geometrische Proportion, ausgleichende und verteilende Gerechtigkeit gegeneinander ausspielt, weiß Aristoteles, dass jede ihr eigenes Wirkungsfeld hat und sie sich gegenseitig ergänzen. Schon das oben gebrachte Argument, die verteilende Gerechtigkeit sei wichtiger, weil sie als erste behandelt würde, ist falsch und bereitet diese fatale Ausspielung gegeneinander vor und beweist, dass Castoriadis die Gründe für die Reihenfolge von Aristoteles’ Systematik nicht kennt oder einfach ignoriert.“ Dass Castoriadis Aristoteles nicht begriffen haben soll, ist natürlich starker Tobak. Aber wenn Harald sagt, Sommer/Wolf würden Castoriadis nur benutzen, dann müsste er doch zum Beispiel an dieser Stelle einmal zeigen, wo in der Auseinandersetzung um Aristoteles und Marx Sommer/Wolf falsch liegen oder Castoriadis missbrauchen.

Eines noch: Die Frage „Strukturfetischismus“ versus „Praxis, Kampf und Widerspruch“, nach Haralds Ansicht das Thema, um das es Sommer/Wolf eigentlich ging. Harald schreibt: „Die ganze vermeintlich "anti-strukturfetischistische" Tendenz soll also getroffen werden. Aber außerdem geht es auch noch um einen „Beitrag zur Interpretation der Kritik der politischen Ökonomie“ sowie schließlich darum, „mit Hilfe des Marxschen Kapitals die Bedingungen einer emanzipatorischen Praxis aufzuzeigen“.“ Dann fragt Harald: „Eine Kritik an Castoriadis?“ und legt nahe: eher nicht. Ja, warum denn nicht? Aus allen Punkten, die ich hier aufgeführt habe ergibt sich doch gerade: Da, wo auf Castoriadis (zum Beispiel) zurückgegriffen wird, um gegen Marx die handelnden, kreativen, widerständigen Menschen wieder ins Boot zu holen, zeigen Sommer/Wolf, dass es Marx, anders als Castoriadis, nämlich grundlegender und besser begründet, um diese Menschen und ihr praktisches Handeln geht, dessen Spielraum sie mit dem Schaffen ganz bestimmter ökonomisch gesellschaftlicher Verhältnisse zu gestalten haben. Damit zeigen die Autoren, dass sie selbst nichts von einem „Strukturfetischismus“ halten, aber verhindern wollen, in das entgegengesetzte Extrem zu verfallen. Castoriadis hat Marx ausdrücklich und auf eine äußerst rabiate und wohl auch krude Weise kritisiert. Dann muss er sich auch gefallen lassen, dass er selbst auf den Prüfstand kommt.

Wenn Harald den Autoren mit vorwurfsvollem Unterton eine „Apologie des Kapitals“ unterstellt, dann müsste er auch erklären, wo diese Apologie (die doch eher eine detaillierte Auseinandersetzung ist) ungerechtfertigt ist. Hauen Sommer und Wolf Castoriadis aus bloßem Reflex mit den blauen Kapital-Bänden auf den Kopf, oder haben sie dafür auch Gründe, die sie darlegen? Also, Harald: Argumente bitte! Sonst bist Du nicht besser als das, was Du Sommer und Wolf vorwirfst.

Gruss,
Ansgar

Harald Wolf hat gesagt…

Hallo Ansgar,
es war schon so gemeint: das, was ich bisher zu dem Buch schrieb, sollte der Anfang und nicht das Ende einer Diskussion sein. Deshalb muss man hier nicht gleich "Denunziationen" wittern und den ersten Anstoß zu einer Diskussion in den Aufruf zum Kaufboykott umdeuten. Die Frage "Wozu dieses Buch?" ist die schlichte Frage, die jede Buchbesprechung zu beantworten hat. Sobald ich dazu komme, werde ich wie angekündigt versuchen, weitere Anmerkungen zu Sommers und Wolfs Castoriadis-Kritik zu formulieren. Wäre schön, wenn es dann zu einem interessanten Gedankenaustausch käme.
Gruß, Harald

Gitte hat gesagt…

Hallo!

Seit längerem klicke ich immer mal wieder auf diese Seite in der Hoffnung, dass die angekündigte Diskussion losgeht – bislang vergeblich. Es wäre sehr schade, wenn Harald Wolfs Besprechung des Buches doch das Ende und nicht der von ihm versprochene Anfang seiner Auseinandersetzung gewesen sein sollte. Der Beitrag von Ansgar ist ein sehr interessanter, nämlich auf die in dem Buch behandelten Themen eingehender Anstoß und ich würde es begrüßen, wenn nach fast einem Jahr der Faden wieder aufgenommen würde.
Die vorgebrachte Kritik an Castoriadis sollte dann allerdings nicht nur wie bisher abstrakt zurückgewiesen werden. Vielmehr sollte stattdessen eine inhaltlich nachvollziehbare Auseinandersetzung stattfinden.

In diesem Sinne frohes Fest!