Es war ein Unfall in Wuhan, der seit nunmehr eineinhalb Jahren immer weitere vitiöse Kreise und Wellen zieht und überall neue Notstände auslöst, die den weltgesellschaftlichen Alltag beherrschen. Ob das kreis- und notstandsinduzierende accidens wirklich durch zoonotische Virenübertragung in »freier Wildbahn« oder nicht vielleicht doch im Rahmen biotechnologischer »Gain-of-function«-Forschung im Labor sich zutrug , werden wir aufgrund diesbezüglich eindeutiger Interessenlagen und Machtverhältnisse wohl schwerlich je mit Sicherheit erfahren dürfen. Beides verwiese auf gesellschaftliche Verursachungszusammenhänge, die es dringend aufzuklären und zu »behandeln« gälte. Diese bereits im letzten Heft [4 von Im Labyrinth] geäußerte Hoffnung , dass statt über die natürliche »Logik des Virus«, die sogleich ins Zentrum gerückt wurde, über die Unlogik seiner globalen gesellschaftlichen Umwelt – als Auslöser seiner Ausbreitung wie als Motor der parallelen Formierung einer neuen Art von gesellschaftlichem Notstandsmanagement – gesprochen werde, hat sich indes kaum erfüllt. Stattdessen dominiert bei Vielen noch immer die schale Hoffnung auf ein rasches Zurück zur »Sicherheit« und »Normalität« – der überkommenen, in die Irre laufenden Lebens- und Wirtschaftsweisen, »rechten« wie »linken« politischen Agenden, ökonomischen und technischen Projekte; das ist auch das Hauptversprechen jenes Managements, an ihm allein scheint sich dessen Legitimität zu bemessen.
Eine wohl trügerische Hoffnung. Es war ein Unfall – der genau jene Art von »Management« auf den Plan rief, zu der die kapitalistischen Gesellschaften unserer Tage nur fähig sind, nein, die zusammen mit ihrem »Wachstumstrieb« ihren Kern und ihre Betriebsweise ausmacht: das einer techno-bürokratischen Pseudo-Beherrschung von allem, was der Fall ist, »von außen«. Kann ein Mehr und ein »Besser« der Art von gesellschaftlichem »Impfstoff« aber, dessen frühere Variante schon jenen Unfall verursachte, seine Folgen »bekämpfen« und gar gegen sie immunisieren? Es wird mit der Bekämpfung im besten Fall temporär erfolgreich sein.
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* Zuerst erschienen im Juni 2021 in der Kolumne »Was wirklich wichtig sein könnte« von Im Labyrinth – Hefte für Autonomie, Nr. 5, S. 83-87.