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Samstag, 22. März 2014

David Ames Curtis: The Theme of "The Rising Tide of Insignificancy" in the Work of Cornelius Castoriadis

Excerpts from a contribution for the Castoriadis workshop at Berlin in March 2014

The theme of a “rising tide of insignificancy” might at first appear merely part of the dyspeptic ramblings of a disappointed and bitter old man nearing the end of his life. Nothing, however, could be further from the truth. A brief anecdote illustrates this point. At a gathering a few years after Castoriadis’s death, a former Socialisme ou Barbarie member complained to me that this seemingly pessimistic “insignificancy” theme took Castoriadis far afield from his earlier political concerns. Yet, this comrade was asked in turn: What does the “socialism or barbarism” alternative indicate but that, throughout his life, such barbarism was for Castoriadis an ever-present tendency of modern-day society, to be ignored at our peril? The comrade had no reply.
(Here you can continue [PDF].)

Dienstag, 5. November 2013

Kapitalismus und Befreiung - nach Castoriadis

Der Kapitalismus ist in der Krise. Die Emanzipationsbewegungen auch. Da rettet uns kein höheres Wesen - kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Und natürlich auch kein Castoriadis. Kann Castoriadis aber vielleicht dabei helfen, sich einen Reim auf die vertrackte Lage zu machen und kann er Hinweise auf mögliche Auswege der Selbstrettung geben? Das ist die Ausgangsvermutung, die die Planungen zu einem Workshop anleitet, der im März 2014 in Berlin stattfinden soll. Anlass für den Workshop ist das Erscheinen von Band 6 der Ausgewählten Schriften von Castoriadis unter dem Titel Kapitalismus als imaginäre Institution Anfang nächsten Jahres.

Am letzten Wochenende trafen sich einige VSFA-Mitglieder und Interessierte, um über die Themen zu sprechen, die bei diesem Workshop debattiert werden sollten. Die ersten Arbeitstitel dafür lauten: "Kapitalismus und Krise - nach Castoriadis", "Das Einschluss-/Ausschluss-Paradox revisited and/or reloaded", "Die Bewegung zur Autonomie: Wie entwickelte sie sich? Wo stehen wir heute?" und "Der Anstieg der Bedeutungslosigkeit heute". Die geplanten Beiträge zu diesen Themen sind nun in der Mache, und die Zwischenergebnisse sollen in Kürze auf diesem Blog zur Diskussion gestellt werden. 

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Der Anstieg der Bedeutungslosigkeit

„Autonomie oder Barbarei“ ist in den Texten von Band 1 der Ausgewählten Schriften - und vor allem im Interview "Der Anstieg der Bedeutungslosigkeit" - deshalb die zumindest implizite Leitformel, weil Castoriadis befürchtet, dass vor unseren Augen eine lange, durch Katastrophen, aber auch durch fruchtbare gesellschaftliche und politische Konflikte geprägte schöpferische geschichtliche Epoche zu Ende geht. Eine Epoche, die nicht nur den Triumphzug von Kapitalismus und Totalitarismus, sondern auch eine Renaissance und Fortentwicklung emanzipatorischer Bewegungen sah: der bürgerlichen Revolutionen, der Arbeiterbewegung, der Frauen-, Studenten- und Jugendbewegungen etc. – alles unterschiedliche Anläufe zur Institutionalisierung eines Entwurfs von Autonomie.

Eine dunkle historische Phase könnte diese Epoche vor unseren Augen ablösen - oder schon abgelöst haben - , gekennzeichnet von blinden Gewaltausbrüchen und gesellschaftlicher Desintegration, doch ohne geschichtliche Kreativität und Alternative. Für diese historische Tendenz steht bei Castoriadis – bereits in der ursprünglichen, klassischen Kampfformel "Socialisme ou Barbarie" – das Wort Barbarei. Die Texte in Autonomie oder Barbarei versuchen auch einige der wenigen heute noch erkennbaren Fluchtlinien einer Wiederaufnahme und Fortführung des kollektiven und individuellen Entwurfs der Autonomie zu markieren.

Die Einzelaspekte und natürlich die Angemessenheit und Stimmigkeit einer solchen - äußerst pessimistisch anmutenden - Diagnose wären zu untersuchen. Näher zu betrachten bleibt unter anderem, was der Topos der "Bedeutungslosigkeit" eigentlich alles bezeichnet - er verweist gewiss in erster Linie auf den für Castoriadis zentralen Begriff der "imaginären Bedeutungen" - als dem "Kern" von Gesellschaftlichkeit überhaupt. Welche theoretischen und praktischen Implikationen hat solch eine "Zeitdiagnose" einer Schwächung (?) des "Kerns" des Gesellschaftlich-Geschichtlichen?

Desweiteren sind die Überlegungen von Castoriadis zum Islam und der Rolle der arabischen Länder, die er in dem Interview (von 1993) vorbringt, nicht ohne Aktualität und Brisanz. Vielleicht sollte man sie einmal zusammenzufassen und gemeinsam zu bewerten versuchen?

Um die Debatte zu beginnen...

In Autonomie oder Barbarei, dem Band 1 der Ausgewählten Schriften von Cornelius Castoriadis, steht der Themenkreis „Probleme einer Politik der Autonomie heute“ im Vordergrund. Die dort versammelten Texte befassen sich mit vielfältigen Aspekten der revolutionären, radikaldemokratischen Tradition und der (pseudo-) „demokratischen“ Theorie und Praxis in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft.

Dieser gesamte Themenkreis lässt sich unter zwei Gesichtspunkten diskutieren, nämlich zum einen dem der Zeitdiagnose: wie charakterisiert und deutet Castoriadis die zentralen Merkmale und Entwicklungstendenzen der Gegenwartsgesellschaft und wie stimmig sind seine Charakterisierungen und Deutungen? Und zum anderen dem der theoretischen Grundlagen, auf denen diese Gegenwartsdiagnose beruht.

Der erste Gesichtspunkt – so mein Vorschlag – könnte auf diesen Seiten ausgehend von dem einleitenden Interview mit Olivier Morel, „Der Anstieg der Bedeutungslosigkeit“, gut erörtert werden. Die theoretischen Bezüge stellt im Band 1 am ausführlichsten der Aufsatz „Macht, Politik, Autonomie“ her.

Gibt es andere (ergänzende oder dazu quer stehende) Startpunkte? Welche Diskussionsinteressen gibt es darüber hinaus?