Dienstag, 16. November 2021

Harald Wolf, L'Auberge Corona*

 Ein »Tsunami«, ein »Naturereignis«, ein »Angriff der Natur« brachte in den ersten Monaten des Jahres 2020 ganze Länder »zum Stillstand«, die seitdem einen Krieg gegen die sie angreifende Natur führen. Der Angreifer ist das #Coronavirus, und allein die »Logik des Virus« diktiert die Kampfmaßnahmen. »Panik? It’s the logic, stupid.« (Der Spiegel, 14.3.2020, S. 6) Damit war die erschreckend stupide Logik und der gemeinsame Nenner von fast allem, was man uns (und was wir uns) nun schon fast ein Jahr lang in die Ohren und in die Augen legt (und uns legen sollen), in ein paar unsinnigen Schlagwörtern verdichtet bereits frühzeitig zusammengefasst. Willkommen – bis der Impfstoff kommt – in der Auberge Corona! 

In die nie ein ernstzunehmender Naturwissenschaftler einziehen würde, weil sie oder er genau weiß, dass kein Virus »angreifen« kann und dass es nicht die »Logik des Virus« ist, sondern die (Un-)Logik und die »Naturgesetze« seiner gesellschaftlichen Umwelt, welche »auf der Bewußtlosigkeit der Beteiligten beruh[en]« , die über seine Weiterverbreitung und seine Auswirkungen auf die Gesundheit menschlicher Populationen entscheiden. Über die Unlogik dieser globalen gesellschaftlichen Umwelt wäre also zu sprechen gewesen: als Hotspot der Entstehung und pandemischen Ausbreitung zoonotischer Infektionskrankheiten – von denen »Covid« nicht die letzte, sondern eine der ersten gewesen sein wird; und als Hotspot der Formen, Folgen und Opfer eines zunehmend autoritären und vielerorts ungeheuer inkompetenten polit-medizinisch-ökonomisch-medialen »Krisenmanagements«, das dann in alptraumhafter Vertiefung des »langen Schlafs der ›Demokratien‹« (Castoriadis, Im Labyrinth, Nr. 4, S. 13-15) über die Menschheit hereinbrach – und ahnen lässt, was uns noch alles – auch angesichts der ökologischen Zuspitzungen – bevorsteht.

[Hier kann weitergelesen werden [PDF]]

* Zuerst erschienen im Dezember 2020 in der Kolumne »Was wirklich wichtig sein könnte« von Im Labyrinth – Hefte für Autonomie, Nr. 4, S. 100-103. 


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